"If it brings me to my knees, it's a bad religion." (Frank Ocean, "Bad Religion")
Ich darf die werte
Leserschaft an dieser Stelle gleich warnen: dieser Text wird auf manch
einen sicherlich kontrovers, ja vielleicht sogar anstößig wirken - aber
blasphemisch und sarkastisch wohl so oder so. Und das soll mir beim
Verfassen dieser Zeilen auch durchaus recht sein. Wer alles oder eines
davon nicht vertragen kann, sollte an dieser Stelle abbrechen - auch
wenn es wünschenswert wäre, dass selbst jene diesen Text lesen und über
seine Aussage wenigstens nachdenken würden. Natürlich geht es um die
Religionen. Doch um Missverständnisse gleich auszuräumen, ehe sie
entstehen: dieser Text soll weder die gläubigen Menschen beleidigen, die
ihren Glauben liberal und tolerant leben, ohne ihre Mitmenschen von
ihrer Religion zu bekehren oder ihnen ihre religiösen Ge- und Verbote
aufzudrängen. Und genauso wenig sind natürlich die alltäglichen
pseduoreligiösen Leute gemeint, die allenfalls mit dem Beten beginnen,
wenn sie in einer Notsituation sind, aber die meiste Zeit ihres Lebens
dann doch eher auf Kirche und Glauben pfeifen. In allererster Linie ist
hier die Religion resp. die Kirche als solches das Objekt der
Kritik - ihre z.T. verblendeten, erzkonservativen und
fundamentalistischen Anhänger eingeschlossen. Ich sehe mich selbst als
Religionskritiker, ohne dabei aber einen "Kreuzzug gegen die Religion"
anzustreben. Denn dafür sind sie so oder so wesentlich zu tief in allen
denkbaren menschlichen Kulturen verankert, hatte religiöser Glaube seine
Ursprünge doch tiefer in der Vergangenheit, als die meisten Menschen
vermuten würden.
Der religiöse Glaube blieb nicht nur dem Menschen vorbehalten
Aufgrund von Höhlenmalereien, deren Datierungen lange angezweifelt wurden, aber in der Zwischenzeit belegt und bestätigt werden konnten, hat sich ein wissenschaftlicher Konsens heraus gebildet, nach dem sich die ersten nachweisbaren religiösen Weltanschauungen vor ca. 120.000 Jahren heraus bildeten - in der Altsteinzeit! Und das zudem nicht nur beim Homo sapiens, sondern ebenso beim Neandertaler. Doch an einer Aufarbeitung der Geschichte der Religionen ist mir hier nicht gelegen. Diese bisher frühest bekannten religiösen Überzeugungen, die sogar noch vor der endgültigen Durchsetzung der Spezies Homo sapiens stattfand, soll nur ein wenig die Ausmaße der kulturellen Prägung religiöser Sichtweisen deutlich machen. Ebenso aber auch, dass religiöser Glaube offenkundig an ein gewisses Mindestmaß an Intelligenz gebunden ist - was natürlich eine äußerst ironische Tatsache ist, können doch gerade die fundamentalistisch veranlagten Anhänger diverser Glaubensgemeinschaften, mit allem anderen als einem ausgeprägten Hang zu intelligentem oder gar nur eigenständigem Denken glänzen.
Weitere und noch detailliertere Funde, die eindeutige Rückschlüsse auf religiöse Kulte erlauben, sind etwa 40.000 Jahre alt - eben aus der Zeit, als erstmals Skulpturen, Malereien und Musikinstrumente auftreten. In Anbetracht dessen, sowie dem Alter vieler noch heute weltweit praktizierter Religionen, sollten wohl jedem die Ausmaße klar werden, mit denen Religionen in wohl allen Kulturen der Erde verwurzelt sind. Und so können Religionen aber auch durchaus für positive kulturelle Impulse gut sein.
Religion als Kulturgut
"Kumpel Christus" aus dem Film Dogma |
Die
Geschichte des kulturellen Einflusses von Religionen ist lang. Sehr
lang. So ist es durchaus kein Zufall, das viele große Künstler der
Vergangenheit stark religiös geprägte Kunst entwarfen - geschah dies doch
häufig im Auftrag der (katholischen) Kirche. Von Leonardo da Vinci bis
Mozart und von Beethoven bis Händel, ist es eine lange und sehr illustre
Liste religiös geprägter Werke. So waren viele dieser Kunstwerke, die
bis heute zum Teil mit zu den größten künstlerischen Errungenschaften
der Geschichte zählen, entweder vom religiösem Glauben des Künstlers
motiviert oder eben durch die Kirche selbst in Auftrag gegeben worden. Egal ob
in Bild, Wort, Ton - oder Stein! Denn auch der Einfluss auf die
Architektur war natürlich schon immer enorm. Und wer wie ich in einer
historischen Stadt lebt, der weiß die ästhetischen Vorteile durchweg zu
schätzen. Denn es ist Tatsache: jede auch noch so moderne, futuristische
und kreative architektonische Leistung, kann gegen alte christliche
Architektur nur abstinken. Welcher Wolkenkratzer kann schöner, atmosphärischer und atemberaubender wirken, als eine historische Kirche
oder ein gigantischer Dom? (Wobei hier als Zwischenbemerkung vermerkt werden soll, dass eben dies auch deutlich macht, was etwa die Religion fundamental von der Evolution unterscheidet: die Evolution funktioniert im Grunde sehr minimalistisch und sortiert nach und nach alles aus, was für das jeweilige Individuum keinen praktischen Zweck erfüllt, während Religionen schon immer von Überfluss, Luxus und Verschwendung geprägt waren). Aber auch die modernen Künste sind oft sehr
stark durch religiösen Glauben oder von seinen Eindrücken auf die
kulturelle Entwicklung beeinflusst. So bewahrheitet sich etwa ein
Ausspruch des Philosophen Ralph Waldo Emerson (1803 - 1882) immer
wieder: "Die Religion des einen Zeitalters ist die literarische
Unterhaltung des nächsten."
Nur
das sich dies bei weitem nicht mehr nur auf die literarische
Unterhaltung beschränkt, werden in Film und Fernsehen doch immer wieder
sowohl ausgestorbene, als auch aktuelle Weltreligionen zur Unterhaltung
verwendet. Sehr gelungen ist diesbezüglich etwa die Darstellung der
christlichen Mythologie in der US-amerikanischen Mystery-Serie
"Supernatural": von Engeln und Erzengeln, über Dämonen, Wechselbälger
und Hexen, bis hin zu Gott und Teufel ist alles dabei. Doch werden die
meisten Engel als so herrlich korrupte Mistkerle inszeniert, dass man
durchaus darüber verwundert sein darf, dass dies eine amerikanische
Produktion ist, deren Nation ja nun mal für die fundamentalistischste
Auslegung des christlichen Glaubens in der heutigen westlichen Welt
bekannt ist. Einen großartigen Höhepunkt erreichte dies, als in der
Geschichte der Serie Gott von den Engeln für Tod gehalten wird und ein
Kampf um dessen Nachfolge ausbricht - was dann darin endet, dass der
siegreiche Engel mit göttlicher Macht ausgestattet, einen blutigen
Rachefeldzug unter christlichen Predigern quer durch die USA
veranstaltet - der Zuschauer selbst darf Zeuge werden, wie er einen
Priester für die von ihm verbreitete Lüge, dass Gott etwas gegen
gleichgeschlechtliche Liebe hätte, prompt an seiner eigenen Zunge
ersticken lässt. Selbst ein Atheist wie ich muss sagen: als
Fantasy-Geschichte macht sich dieser Stoff durchweg gut. Kein großes
Wunder, ist doch selbst die Bibel nichts anderes als eine altertümliche
Version von "Herr der Ringe".
Die Bibel: ein altertümliches "Herr der Ringe".
Wobei
"Herr der Ringe" durchaus seine Vorteile gegenüber seinem wesentlich
älteren Gegenstück hat. So hatte es im krassen Gegensatz zur Bibel etwa nur einen Autoren nötig. Letzteres ließe sich adäquat als ein Patchwork-Buch
bezeichnen, welches aus diversen Schriften und Briefen verschiedenster
Autoren und Quellen zusammengeklaubt wurde - und welche Kriterien für die Aufnahme in
dieser "Heilige-Schrift-Compilation" galten, lässt sich längst nicht mehr
nachvollziehen. So existieren etwa noch eine Auswahl weiterer verschiedener Evangelien, die von der Aufnahme in die fertige Bibel allerdings ausgenommen wurden. Und auf den Umstand
der gravierenden Unterschiede zwischen altem und neuem Testament (die
sich zum Teil sogar gegenseitig vehement widersprechen), wollen wir an dieser Stelle
lieber auch nicht weiter eingehen. Und ebenso wenig wie die einzelnen
Autoren dieser Schriftsammlung sich einander kannten, kann man auch mit großer Sicherheit sagen, dass auch keiner
von ihnen Jesus - quasi der Frodo der christlichen Mythologie - kannte, weil
diese Schriften nun mal lange nach seinem Tod entstanden. An dieser Stelle soll allerdings
die Existenz von Jesus nicht zwangsläufig in Zweifel gezogen werden. Denn: man sollte deutlich zwischen dem historischen Jesus von
Nazareth, und dem biblischen Jesus Christus unterscheiden. Trotz sher dürftiger nicht-christlicher Quellen, wird die historische Figur Jesus von Nazareth
von den meisten seriösen Historikern anerkannt - als einfacher jüdischer
Wanderprediger, der das Judentum reformieren wollte. Nicht seine
Schuld, dass die Nachwelt ihn nach seinem Tod zum Sohn Gottes verklärte
und auf seinem Buckel eine neue Weltreligion gründete. Aber
Reformatoren wurden schon immer missverstanden, was ja ca. 1500 Jahre
später auch Martin Luther zu spüren bekam, welcher bekanntlich nur die Reformation der katholischen Kirche im Sinn hatte, mit diesem Bestreben
allerdings das Christentum spaltete.
Ein weiterer Vorteil von "Herr der Ringe", sind die Moralvorstellungen die dort vermittelt werden. Auch wenn darauf natürlich nicht der Hauptaugenmerk liegen mag, so ist es wohl schwer die moralischen Abgründe zu erreichen, welche die Bibel immer wieder genüsslich auskostet. Was zudem durch die Tatsache verschärft wird, dass allgemein die Bibel als Urheber für unsere heutigen modernen Moralvorstellungen betrachtet wird - zum Teil (und das ist das dramatische daran) sogar von Atheisten. Wie falsch dies allerdings ist, sollte jeder wissen, der die Bibel gelesen oder sich einfach nur etwas eingehender mit ihr und/oder der christlichen Mythologie befasst hat. Denn Religionen - in diesem Fall das Christentum - spielen stets gerne mit Drohgebärden. Da wird dem Gläubigen mit einem schrecklichen Schicksal und mit unendlichen Qualen nach dem Tode gedroht, sollte er sich nicht den Ge- und Verboten der so genannten "heiligen Schriften" fügen. Dafür dienen im Christentum für gewöhnlich Fegefeuer und Hölle - zwei Orte die gemeinhin mit Feuer, Schmerzen und Qualen verbunden werden. Also quasi das biblische Mordor, in dem ein furchterregender Tyrann und Dämon herrscht, der im allgemeinen auf Namen wie Teufel oder Satan hört. Also sozusagen das altertümliche Pendant zum dunklen Herrscher Sauron. Auf große Vergleiche mit anderen Stellen der religiösen Mythologie, wie die Engelschöre auf der einen (muss dabei nur ich an die Elben denken?), und natürlich den Dämonen auf der anderen Seite (um Gollum zu zitieren: "Dreckige Orkse"), muss man wohl nicht näher eingehen. Und dann ist da natürlich auch noch der allmächtige Gott, der über allem thront - und man muss doch zugeben, dass Gandalf optisch den allgemeinen abendländischen Vorstellungen Gottes ziemlich nahe kommt.
Ein weiterer Vorteil von "Herr der Ringe", sind die Moralvorstellungen die dort vermittelt werden. Auch wenn darauf natürlich nicht der Hauptaugenmerk liegen mag, so ist es wohl schwer die moralischen Abgründe zu erreichen, welche die Bibel immer wieder genüsslich auskostet. Was zudem durch die Tatsache verschärft wird, dass allgemein die Bibel als Urheber für unsere heutigen modernen Moralvorstellungen betrachtet wird - zum Teil (und das ist das dramatische daran) sogar von Atheisten. Wie falsch dies allerdings ist, sollte jeder wissen, der die Bibel gelesen oder sich einfach nur etwas eingehender mit ihr und/oder der christlichen Mythologie befasst hat. Denn Religionen - in diesem Fall das Christentum - spielen stets gerne mit Drohgebärden. Da wird dem Gläubigen mit einem schrecklichen Schicksal und mit unendlichen Qualen nach dem Tode gedroht, sollte er sich nicht den Ge- und Verboten der so genannten "heiligen Schriften" fügen. Dafür dienen im Christentum für gewöhnlich Fegefeuer und Hölle - zwei Orte die gemeinhin mit Feuer, Schmerzen und Qualen verbunden werden. Also quasi das biblische Mordor, in dem ein furchterregender Tyrann und Dämon herrscht, der im allgemeinen auf Namen wie Teufel oder Satan hört. Also sozusagen das altertümliche Pendant zum dunklen Herrscher Sauron. Auf große Vergleiche mit anderen Stellen der religiösen Mythologie, wie die Engelschöre auf der einen (muss dabei nur ich an die Elben denken?), und natürlich den Dämonen auf der anderen Seite (um Gollum zu zitieren: "Dreckige Orkse"), muss man wohl nicht näher eingehen. Und dann ist da natürlich auch noch der allmächtige Gott, der über allem thront - und man muss doch zugeben, dass Gandalf optisch den allgemeinen abendländischen Vorstellungen Gottes ziemlich nahe kommt.
Zu viele Köche verderben den Brei
So kann man - sogar als Atheist - die Bibel durchaus als fantastische Fantasy-Saga schätzen. Das
literarische Problem das die Bibel allerdings aufweist, ist eine alte
Weisheit, die sich immer wieder bestätigt: Zu viele Köche verderben den
Brei! Das die Bibel bisher noch keine wirklich ausführliche Komplettverfilmung erfahren hat, liegt wohl nicht nur an ihrer Länge, sondern
auch daran, dass sie quasi einem altertümlichen Drehbuch entspricht,
deren einzelne Fragmente über einen lagen Zeitraum von zig Autoren
verfasst wurden, von denen aber der eine nicht wusste was der andere
schrieb, die über viele Generationen hinweg im "Stille Post"-Prinzip weitergegeben,
und erst später zu einem Gesamtwerk zusammengefasst wurden - was immer wieder zu beträchtlichen Gegensätzen führt, die aber genauer zu
erörtern den Rahmen sprengen würden. Konzentrieren wir uns allein auf
ein paar erhebliche Logikfehler in der christlichen Mythologie.
Eben diese besagt ja bekanntlich, das Sünder resp. Todsünder in die Hölle kommen und dort in alle Ewigkeit den schlimmsten Qualen ausgesetzt sind. Warum? Weil sie nicht nach den Regeln Gottes lebten. Das muss man sich jetzt mal auf der Zunge zergehen lassen! Weil ein Mensch sich nicht an die Regeln Gottes hält, kommt er in die Hölle und wird von einem gefallenen Engel gequält, der eben deshalb nun der "Fürst der Finsternis" ist, weil auch er Gott nicht gehorsam war! Also, wenn ich der Teufel wäre, ich würde dem Guten einen ausgeben und ihm nicht die Haut abziehen.
Etwas anderes äußerst paradoxes ergibt sich noch aus dieser Betrachtung: die erwähnten Todsünden! So gilt laut Bibel etwa Homosexualität als Todsünde - als ein sträfliches Vergehen gegen den Willen Gottes. Erst einmal ist der Haken, dass Homosexualität nachweislich genetisch veranlagt ist. Es ist eine sexuelle Ausrichtung, die bereits im Mutterleib festgelegt wird und so auch bei mittlerweile über 1200 verschiedenen Spezies wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte - und so folglich als eine vollkommen normale Spielart der Natur zu betrachten ist. Aber wie kann man eine Todsünde begehen, obwohl man rein technisch überhaupt nichts gemacht hat? In diesem Falle ist man nach christlichem Glauben also von Geburt an zu ewigen Höllenqualen verdammt, ohne selbst irgendetwas getan zu haben. Das klingt nach keinem sehr barmherzigen Gott, vor allem wenn man bedenkt, dass die Überzeugung davon, dass Gott alle Menschen selbst erschaffen hat, einen fundamentalen Bestandteil des christlichen Glaubens darstellt. Nach dieser Schöpfer-Theorie, müsste ja Gott selbst diesen Menschen homosexuell gemacht haben - und verdammt ihn damit gleichzeitig zu ewigen Höllenqualen. Wenn man so etwas nicht sadistisch nennen kann, was dann? Ebenfalls äußerst paradox ist der religiöse Glaube des freien Willens, der uns nach theistischen Überzeugungen von Gott gegeben wurde und uns von dem Tierreich unterscheidet - wir handeln nicht ausschließlich nach Instinkten, sondern auch mit der Fähigkeit des eigenen Willens. Nun gut - und eben dieser soll also von Gott kommen. Da stellt sich einem nur die Frage nach dem Sinn einer solchen Gabe, wenn er uns im Umkehrschluss mit diversen Ge- und Verboten eben diese Fähigkeit wieder nehmen will. Und diese überirdischen Regeln entspringen dann auch noch ausgerechnet den Köpfen von einfachen Menschen, die ja nun mal nachweislich die Bibelschriften verfasst haben.
Eben diese besagt ja bekanntlich, das Sünder resp. Todsünder in die Hölle kommen und dort in alle Ewigkeit den schlimmsten Qualen ausgesetzt sind. Warum? Weil sie nicht nach den Regeln Gottes lebten. Das muss man sich jetzt mal auf der Zunge zergehen lassen! Weil ein Mensch sich nicht an die Regeln Gottes hält, kommt er in die Hölle und wird von einem gefallenen Engel gequält, der eben deshalb nun der "Fürst der Finsternis" ist, weil auch er Gott nicht gehorsam war! Also, wenn ich der Teufel wäre, ich würde dem Guten einen ausgeben und ihm nicht die Haut abziehen.
Etwas anderes äußerst paradoxes ergibt sich noch aus dieser Betrachtung: die erwähnten Todsünden! So gilt laut Bibel etwa Homosexualität als Todsünde - als ein sträfliches Vergehen gegen den Willen Gottes. Erst einmal ist der Haken, dass Homosexualität nachweislich genetisch veranlagt ist. Es ist eine sexuelle Ausrichtung, die bereits im Mutterleib festgelegt wird und so auch bei mittlerweile über 1200 verschiedenen Spezies wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte - und so folglich als eine vollkommen normale Spielart der Natur zu betrachten ist. Aber wie kann man eine Todsünde begehen, obwohl man rein technisch überhaupt nichts gemacht hat? In diesem Falle ist man nach christlichem Glauben also von Geburt an zu ewigen Höllenqualen verdammt, ohne selbst irgendetwas getan zu haben. Das klingt nach keinem sehr barmherzigen Gott, vor allem wenn man bedenkt, dass die Überzeugung davon, dass Gott alle Menschen selbst erschaffen hat, einen fundamentalen Bestandteil des christlichen Glaubens darstellt. Nach dieser Schöpfer-Theorie, müsste ja Gott selbst diesen Menschen homosexuell gemacht haben - und verdammt ihn damit gleichzeitig zu ewigen Höllenqualen. Wenn man so etwas nicht sadistisch nennen kann, was dann? Ebenfalls äußerst paradox ist der religiöse Glaube des freien Willens, der uns nach theistischen Überzeugungen von Gott gegeben wurde und uns von dem Tierreich unterscheidet - wir handeln nicht ausschließlich nach Instinkten, sondern auch mit der Fähigkeit des eigenen Willens. Nun gut - und eben dieser soll also von Gott kommen. Da stellt sich einem nur die Frage nach dem Sinn einer solchen Gabe, wenn er uns im Umkehrschluss mit diversen Ge- und Verboten eben diese Fähigkeit wieder nehmen will. Und diese überirdischen Regeln entspringen dann auch noch ausgerechnet den Köpfen von einfachen Menschen, die ja nun mal nachweislich die Bibelschriften verfasst haben.
Das Erfolgsrezept lautet kindliche Indoktrination
Ein
weiteres Problem im Glauben des Christentums, liegt in einem bis heute
gängigen Ritual begründet: der Taufe. Denn vor allem früher, in noch
etwas jüngeren Tagen, erzählte die Kirche den Menschen: Wenn euer Kind
ungetauft stirbt, kommt es nicht in Gottes Königreich. Doch auch hier
wieder der erhebliche Mangel an jedweder Logik: wenn das Kind nicht
getauft wird, ist dies genau betrachtet dann ja ein Versäumnis der
Eltern, nicht das des Kindes. Aber der ja so barmherzige und liebevolle
Gott bestraft das Kind, dass auf die Umstände nicht den geringsten
Einfluss hat. Selbst ein gläubiger Christ könnte dies als dummdreiste
Lüge entlarven, die nur dazu diente, den eigenen Glaubenskult zu
stärken. Denn die Verbreitung dieser Lüge führte zu eben dem Ziel, dass
die Menschen ihre Kinder noch häufiger taufen ließen, um sie vor der Hölle zu
bewahren und sie quasi so von Geburt an in den Einflussbereich der
Kirche brachten. So konnte diese religiöse Weltanschauung noch tiefere
Wurzeln treiben, da der unbefangene und unbefleckte Geist eines Kindes
sich dafür am besten eignet - kindliche Indoktrination nennt man so etwas. Sie sind quasi wie unbeschriebene Blätter,
die so von klein auf mit dem gewünschten Inhalt gefüllt werden können -
denn warum sollten Kinder den Worten der Erwachsenen misstrauen, wenn
sie doch nie gelernt haben, warum sie selbige anzweifeln sollten?
Aber eben darauf zielen Religionen ja ab: sie wollen nicht, dass ihre
Anhänger eigenständig denken und einige Dinge nach logischem
Menschenverstand in Zweifel ziehen. Sie fordern von ihren Anhängern nur
eines ein: bedingungslosen Glauben, ohne zu hinterfragen. Diesem
Prinzip verpflichteten sich bekanntlich auch später die Nazis, weshalb ihre Arme bis in die Kinderzimmer reichten.
Auch deshalb bin ich kein Befürworter der Taufe von Kindern. Wer dies machen will soll es meinetwegen tun, aber selbst unterstützen würde ich es nicht. Doch zweifelt man den Sinn der Taufe als solches an, hört man oft die liberal-verteidigenden Worte: "Wenn das Kind später alt genug ist, kann es sich ja immer noch anders entscheiden." Was übersetzt auch soviel heißen kann, wie: "Drücken wir dem Kind erst mal einen Glauben auf, aber ob es das wirklich wollte, sehen wir ja dann, wenn es eigentlich schon zu spät ist." Hinzu kommt ein weiterer Logikfehler (wie man sieht, sind diese bei Religionen zahlreich vertreten), denn selbst Statistiken besagen, dass eine erschlagende Mehrheit derer, die als Erwachsene einem aktiven Glauben nachgehen, eben an die Religion glauben, in der sie als Kind getauft wurden. Es könne ja dennoch nicht schaden, meinen viele - aber warum würde dann so gut wie niemand auf die Idee kommen, sein neugeborenes Kind in einer politischen Partei anzumelden? Stellt man diese Frage, lautet die Antwort meistens so, dass das Kind ja schließlich noch gar nicht wissen könne, ob es die Meinungen der jeweiligen Partei teilt bzw. teilen wird. Die Ironie dabei: das kann das Kind von der Religion wahrlich auch nicht wissen. An eine Anmeldung in einer politischen Partei würde bei einem Kleinkind allerdings niemand denken, was sich in der Realität dann meist nur dadurch bemerkbar macht, dass alle paar Wochen Mitgliedsbriefe oder Parteizeitung per Post ins Haus schneien. Aber dafür geben sie ihr Kind bereitwillig in die Obhut von religiösen Einrichtungen, in den ihnen ihre ganz eigenen moralischen Weltanschauungen eingeflößt, und die Kinder in religiöse Rituale eingespannt werden, um sie somit auch emotional stärker an den Glauben zu binden (Kommunion, Konfirmation, Firmung, Bar Mitzwa, etc.).
Sicherlich mag der Einfluss der Religionen nicht nur schädlich sein. Er kann es, er muss es aber nicht. Wie überall muss man natürlich auch hier differenzieren. Doch hier geht es ja auch nicht um einzelne, sondern um die Institution selbst, und wie sie funktioniert. Denn all das positive, das eine Religion auf die Entwicklung eines Kindes auswirken kann, kann man auch als Eltern in der Erziehung vermitteln - nur da eben ohne verdrehte moralische Werte, oder Androhung von Höllenqualen, für irgendein Vergehen, für das man am besten nicht einmal selbst die Verantwortung trägt.
Auch deshalb bin ich kein Befürworter der Taufe von Kindern. Wer dies machen will soll es meinetwegen tun, aber selbst unterstützen würde ich es nicht. Doch zweifelt man den Sinn der Taufe als solches an, hört man oft die liberal-verteidigenden Worte: "Wenn das Kind später alt genug ist, kann es sich ja immer noch anders entscheiden." Was übersetzt auch soviel heißen kann, wie: "Drücken wir dem Kind erst mal einen Glauben auf, aber ob es das wirklich wollte, sehen wir ja dann, wenn es eigentlich schon zu spät ist." Hinzu kommt ein weiterer Logikfehler (wie man sieht, sind diese bei Religionen zahlreich vertreten), denn selbst Statistiken besagen, dass eine erschlagende Mehrheit derer, die als Erwachsene einem aktiven Glauben nachgehen, eben an die Religion glauben, in der sie als Kind getauft wurden. Es könne ja dennoch nicht schaden, meinen viele - aber warum würde dann so gut wie niemand auf die Idee kommen, sein neugeborenes Kind in einer politischen Partei anzumelden? Stellt man diese Frage, lautet die Antwort meistens so, dass das Kind ja schließlich noch gar nicht wissen könne, ob es die Meinungen der jeweiligen Partei teilt bzw. teilen wird. Die Ironie dabei: das kann das Kind von der Religion wahrlich auch nicht wissen. An eine Anmeldung in einer politischen Partei würde bei einem Kleinkind allerdings niemand denken, was sich in der Realität dann meist nur dadurch bemerkbar macht, dass alle paar Wochen Mitgliedsbriefe oder Parteizeitung per Post ins Haus schneien. Aber dafür geben sie ihr Kind bereitwillig in die Obhut von religiösen Einrichtungen, in den ihnen ihre ganz eigenen moralischen Weltanschauungen eingeflößt, und die Kinder in religiöse Rituale eingespannt werden, um sie somit auch emotional stärker an den Glauben zu binden (Kommunion, Konfirmation, Firmung, Bar Mitzwa, etc.).
Sicherlich mag der Einfluss der Religionen nicht nur schädlich sein. Er kann es, er muss es aber nicht. Wie überall muss man natürlich auch hier differenzieren. Doch hier geht es ja auch nicht um einzelne, sondern um die Institution selbst, und wie sie funktioniert. Denn all das positive, das eine Religion auf die Entwicklung eines Kindes auswirken kann, kann man auch als Eltern in der Erziehung vermitteln - nur da eben ohne verdrehte moralische Werte, oder Androhung von Höllenqualen, für irgendein Vergehen, für das man am besten nicht einmal selbst die Verantwortung trägt.
Man
sollte seinen Kindern gar keine religiösen Werte lehren, nur moralische -
und diese von religiösen zu trennen, ist mehr als leicht. Man sollte
das Kind natürlich auch nicht zu einem Gegner der Religionen erziehen.
Man sollte ihm jede Möglichkeit offen lassen, sollte es in keine
Richtung beeinflussen, weder für Religionen, noch gegen sie. Man sollte
als Erziehungsberechtigter eine neutrale, und von modernen
Moralvorstellungen geprägte Basis schaffen, in der sich das Kind irgendwann,
wenn es sich selbst dazu bereit fühlt, für irgendeine Religion
entscheiden kann - oder eben auch für gar keine. Erst dann kann man wahrhaft
von freiem Willen sprechen, nicht bei der Unterwerfung starrer
religiöser Regeln, die nur deshalb gelten, weil sie im Altertum irgend
jemand zu Papier gebracht hat, von dessen Charakter oder Moral- und
Wertvorstellungen wir rein gar nichts wissen - aber darauf vertrauen,
weil diese Schriften ja als "heilig" verklärt wurden. Einen größeren und
obskureren Witz hätte auch Hollywood sich nicht einfallen lassen
können.
Zudem
kann man im Grunde genommen vollkommen auf Nummer sicher gehen, wenn
man seinen Kindern überhaupt nichts vom Christentum lehrt. Denn selbst
für diejenigen, die unentschlossen sind, ob sie an Gottes Existenz
glauben wollen oder nicht, ist die Variante der Unwissenheit ein
perfektes Schlupfloch im christlichen Glauben. Denn allgemein herrscht
dort die Meinung vor (damit wird man in Gesprächen mit entsprechenden
Diskussionspartnern häufig konfrontiert), dass ein Mensch, welcher von
Gott, der christlichen Lehre, den Sünden und den Ge- und Verboten noch
nie etwas gehört habe, auch von Gott für seine Sünden nicht
verantwortlich gemacht werden könne - er konnte es ja schließlich nicht
wissen. Nun, schön das wenigstens einer der sehr, sehr rar gesäten
LOGISCHEN Momente im Christentum wenigstens dafür gut ist, ein kleines
Hintertürchen in die dicken und engen Mauern der Religionen zu
zementieren. Ob nun gläubig oder nicht: in Bezug auf Religionen hat man
eines der wenigen Beispiele im Leben gefunden, wo Unwissenheit sich
auszahlt.
Religionen sind prinzipiell nicht kritikfähig
Ein in ebenfalls allen beliebigen Religionen verbreitetes Phänomen, ist die Unfähigkeit Kritik jedweder Art anzuerkennen. Den Religionen dieser Welt wird ein vollkommen überzogenes Maß an Respekt entgegen gebracht, den sich selbige in den meisten Fällen alles andere als verdient haben. Jeder Mensch, jeder Politiker, jede Organisation - kurz gesagt: einfach JEDER - muss sich immer wieder Kritik der Außenwelt stellen. Doch Religionen beanspruchen für sich bedingungslosen Respekt - was sich erst kürzlich wunderbar ausdrückte, als ein hoch gestellter Geistlicher des Vatikans, in den Medien eine "Progomstimmung" gegen die katholische Kirche beklagte, nur weil ihnen verdiente Kritik durch die Medien entgegen schlug, die auf den diversen Skandalen der katholischen Kirche in den vergangenen Monaten fußte. Ach, oder natürlich auch die fundamentalistischen Anhänger des Islam, die scheinbar derart krasse Minderwertigkeitskomplexe haben, dass sie gleich Christen zum Freiwild erklären, und christliche Kirchen in Flammen aufgehen lassen, nur weil eine kleine dänische Zeitung Karikaturen ihres Mohammed abdruckt. Die Religionen dieser Welt dürfen selbstverständlich vollkommen ungestraft Homosexuelle, Frauen, Prostituierte, u.a. diskriminieren, und ihnen das Recht als vollständige menschliche Individuen absprechen, aber wagt man es im Umkehrschluss die Religionen und ihr oft menschenverachtendes Weltbild zu kritisieren, wird plötzlich die moralische Keule geschwungen. Weil: Kritik an der Kirche? Geht ja mal gar nicht.
Betrachtet man zu diesem Zweck nur einmal kurz den Werdegang der Weltreligionen,
wird man bald feststellen, dass selbiger durch und durch mit Blut
getränkt ist. Viele verorten die schlimmen Untaten der Religionen
ausschließlich in der dunklen Ära des Mittelalters - doch das ist leider
falsch! Nehmen wir etwa die Inquisition, ein geistliches
Gerichtsverfahren, das sich der Verfolgung, Bekehrung und/oder
Verurteilung von Häretikern (sprich: Menschen, die eine Lehrer
verbreiten, die im Widerspruch zur Lehre der christlichen Kirche steht)
verschrieben hatte. Seine Anfänge nahm dieses Terrorinstrument im 13.
Jahrhundert, und führte seine Arbeit bis ins 19. Jahrhundert fort - das
letzte Todesurteil der Inquisition wurde erst im Jahr 1826 verhängt! Zu
den typischen Instrumenten dieses Gerichts zählte natürlich auch die
Folter - weil die Religionen ja alle so von Nächstenliebe und
Friedfertigkeit durchdrungen sind.
Ein
weiteres Beispiel sind die Hexenverfolgungen, die ebenfalls
ausdrücklich NICHT im düsteren Mittelalter stattfanden, sondern in der
frühen Neuzeit, welche sich auch über die heute so romantisierten
Epochen der Renaissance und des Humanismus erstreckte. In Europa fanden
die Hexenverfolgungen vor allem zwischen 1450 und 1750 statt, was nach
neueren historischen Forschung etwa 40.000 bis 60.000 Todesopfer
forderte - die, wie wir heute ja zwangsläufig wissen, allesamt
unschuldig waren!
Von
den (je nach Zählweise) 7 Kreuzzügen mal ganz zu schweigen, welche
natürlich hauptsächlich im tiefsten Mittelalter stattfanden, genau
genommen zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert. Doch auch später wurden
als Kreuzzüge deklarierte Kriege geführt, und noch bis ins 17.
Jahrhundert unternahm das Papsttum ähnliche Anläufe, denen zumeist
allerdings nur vorübergehend Erfolg beschieden war.
Doch
selbst die junge Geschichte unseres eigenen Landes, führt einem die
Boshaftigkeit vor Augen, zu welcher die Kirche selbst in so modernen
Zeiten noch fähig ist. So wurde etwa in den 50er Jahren in der BRD ein
religiös motiviertes Pamphlet des Bonner Amtsgerichtsrats Richard
Gatzweiler veröffentlicht, welcher eine Verschärfung des § 175 forderte.
Zur kurzen Erinnerung: der §175 bestand bereits seit der Kaiserzeit, und
stellte jedwede (einvernehmliche) sexuelle Handlung zwischen Männern
unter Strafe. 1935 wurde dieser Paragraph von den Nazis noch einmal
verschärft - und in eben dieser Nazi-Version 1949 als geltendes Recht in
das Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland übernommen. 1969,
ganze 20 Jahre später, erfolgten unter der SPD-Regierung die ersten
Reformen, welche das Gesetz abschwächten, aber erst 1994 wurde es
endgültig aus dem Strafkatalog unserer Landes getilgt! Und auf Grundlage
eben dieses einstigen Nazis-Gesetztes, wurde die Strafverfolgung von
Homosexuellen ab den 50ern in Deutschland emsig voran getrieben, wobei
insgesamt gegen 100.000 Schwule ermittelt, und von denen dann etwa die
Hälfte verurteilt wurde. Gerade in den besagten 50er Jahren führte das
im Raum Frankfurt zu zahlreichen Selbstmorden unter Homosexuellen - ein
Umstand, der in eben diesem Pamphlet ausdrücklich befürwortet wurde. Und
was machte die Kirche? Sie verbreitete seine menschenverachtenden
Ansichten bundesweit in diversen Kirchenblättern.
Um selbst den schädlichen Einfluss von Religion in der aktuellen Gegenwart zu erkennen, muss man hin und wieder einfach nur mal die Nachrichten lesen. So wurde im islamischen Somalia erst kürzlich ein 18jähriger wegen angeblicher Homosexualität gesteinigt, und im stark christlich geprägten Uganda diskutiert das Parlament dieser Tage über die Todesstrafe für Homosexuelle. Über die perversen Anti-Homosexuellen Umtriebe in Ländern wie dem Iran, muss man hingegen wohl nicht mehr viele Worte verlieren, belegt selbiger Staat doch seit langem in repräsentativen Umfragen den Status als unbeliebtestes Land der Welt. Und auch die immer noch weit verbreitete Homophobie unter erzreligiösen Amerikanern (von mir auch gerne die "amerikanischen Taliban" genannt) sollte den meisten da draußen bekannt sein. Ebenso wie die auf der anderen Seite des großen Teichs weit verbreiteten Abtreibungsgegner - nicht erst ein Abtreibungsarzt wurde in der Vergangenheit auf US-Boden von christlichen Fundamentalisten ermordet. Man könnte nun auch umfangreich auf die Diskriminierung der Frau in einigen islamischen Ländern eingehen, oder auch auf die Worte des letzten Papstes, der die Legalisierung der Homo-Ehe als einen Angriff auf den Weltfrieden bezeichnete, ebenso wie auch die orthodoxe Kirche in Russland, die zusammen mit Diktator Putin den vollkommen überzogenen Racheakt an den Pussy Riot-Aktivistinnen im vergangenen Jahr verantwortete. Doch das würde diesen Beitrag nur unnötig weiter in die Länge ziehen, sollten besagte Umstände doch den meisten wohl bekannt sein.
Um selbst den schädlichen Einfluss von Religion in der aktuellen Gegenwart zu erkennen, muss man hin und wieder einfach nur mal die Nachrichten lesen. So wurde im islamischen Somalia erst kürzlich ein 18jähriger wegen angeblicher Homosexualität gesteinigt, und im stark christlich geprägten Uganda diskutiert das Parlament dieser Tage über die Todesstrafe für Homosexuelle. Über die perversen Anti-Homosexuellen Umtriebe in Ländern wie dem Iran, muss man hingegen wohl nicht mehr viele Worte verlieren, belegt selbiger Staat doch seit langem in repräsentativen Umfragen den Status als unbeliebtestes Land der Welt. Und auch die immer noch weit verbreitete Homophobie unter erzreligiösen Amerikanern (von mir auch gerne die "amerikanischen Taliban" genannt) sollte den meisten da draußen bekannt sein. Ebenso wie die auf der anderen Seite des großen Teichs weit verbreiteten Abtreibungsgegner - nicht erst ein Abtreibungsarzt wurde in der Vergangenheit auf US-Boden von christlichen Fundamentalisten ermordet. Man könnte nun auch umfangreich auf die Diskriminierung der Frau in einigen islamischen Ländern eingehen, oder auch auf die Worte des letzten Papstes, der die Legalisierung der Homo-Ehe als einen Angriff auf den Weltfrieden bezeichnete, ebenso wie auch die orthodoxe Kirche in Russland, die zusammen mit Diktator Putin den vollkommen überzogenen Racheakt an den Pussy Riot-Aktivistinnen im vergangenen Jahr verantwortete. Doch das würde diesen Beitrag nur unnötig weiter in die Länge ziehen, sollten besagte Umstände doch den meisten wohl bekannt sein.
Die Wurzel allen Übels?
Sehr gerne würde ich die Religionen als die Wurzeln allen Übels bezeichnen können, denn das würde einiges erleichtern - doch so verallgemeinernd darf man an diese Thematik nicht heran gehen. Fakt ist allerdings, dass sie immer noch für viele, viele Übel in der Welt verantwortlich sind, wenn auch wahrlich nicht für alle. Aber so wie es ist, ist es schon schlimm genug. Denn vor allem Frauen und Homosexuelle haben in vielen Kulturkreisen noch immer unter dem Einfluss der Religionen zu leiden, ebenso wie einige Religionen sich gegenseitig als Todfeinde verstehen - so ist jedem nur halbwegs informierten Menschen klar, dass der Iran am liebsten einen 2. Holocaust herauf beschwören würde, um Israel endgültig von der Landkarte zu tilgen. Genauso sind auch zum Teil die Auseinandersetzungen der jüngeren Vergangenheit in Nordirland ein Beleg für diese weit verbreitete Praxis, wobei dort nur zwei verschiedene Abspaltungen des Christentums einander bekriegten: Katholiken und Protestanten. Wobei hier der Vollständigkeit halber erwähnt werden muss, das die Begriffe "katholisch" und "protestantisch" in Nordirland eine spezielle Bedeutung haben. So unterscheiden beide Gruppen natürlich vor allem religiöse, aber ebenso auch politische, soziale und kulturelle Überzeugungen, weshalb es nicht als rein religiös motivierter Konflikt zu betrachten ist, auch wenn die unterschiedlichen Konfession keinen geringen Stellenwert dabei genossen. Und warum ich die vielen großen, von islamistischen Fundamentalisten verübten Terroranschläge in New York oder London nicht näher erwähne, sollte sich anhand der doch sehr ausführlichen Abhandlungen in den zeitgenössischen Medien von selbst erklären.
Abschließend sei noch einmal erwähnt, dass hier keinen liberal-religiösen Menschen der Krieg erklärt werden soll. Hier soll nur endlich einmal gesagt werden, was sicherlich viele denken, aber nur wenige aussprechen. Wenn jemand gerne glauben will, dann soll er dies tun. Ich bin der Überzeugung, dass der Hang zum religiösen in der Psyche des Menschen begründet ist. Viele Menschen wollen einfach unbedingt glauben, dass unsere menschliche Existenz einem höheren Zweck dienen muss - und vor allem möchten viele unbedingt glauben, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist, sondern das ein Leben nach dem Tod, oder vielleicht eine Wiedergeburt auf sie wartet. Sicherlich kann man diese Haltung durchaus verstehen. Es ist für die menschliche Psyche kaum greifbar sich vorzustellen, das danach alles vorbei sein soll, und einfach nichts mehr kommt. Aber schon Mark Twain soll es so oder so ähnlich formuliert haben: Warum Angst vor dem Tod haben? Denn wir kehren nur in denselben Zustand des Nichtexistierens zurück, in dem wir uns auch schon all die Millionen und Milliarden Jahre zuvor befanden. Und da wir keine negativen Erinnerungen daran haben, kann es ja so schlimm nicht gewesen sein.
So kann ich also einige Beweggründe für religiösen Glauben durchaus verstehen, auch wenn ich sie beileibe nicht teile. Ich bin etwa auch ein definitiver Befürworter der Religionsfreiheit. Wobei Religionsfreiheit nicht nur Freiheit FÜR die Religionen bedeutet - sondern eben auch Freiheit VOR ihnen.
Zum Schluss will ich noch einmal die weitsichtigen Worte des 3. US-Präsidenten Thomas Jefferson zitieren, die er an seinen Amtsvorgänger John Adams schrieb:
"Es wird der Tag kommen, an dem die mystische Entstehung Jesu im Leib einer Jungfrau und mit dem höchsten Wesen als Vater in die gleiche Kategorie eingeordnet werden wird, wie die Fabel von der Geburt der Minerva aus dem Kopf Jupiters."
Und dem ist nichts hinzuzufügen.
Amen. ;)